Über die Stadt­zunft

Das heu­ti­ge Zunft­we­sen in Zürich umfasst die Gesell­schaft zur Con­staf­fel und die 25 Zünf­te, die ihre ersten Ursprün­ge im Jahr 1336 haben. Die Stadt­zunft wur­de 1867 als erste Zunft der “neue­ren Linie” gegrün­det. Zwi­schen 1887 und 1980 erfolg­ten dann die Grün­dun­gen der soge­nann­ten Quar­tier­zünf­te. Die Mit­glied­schaft in der Stadt­zunft umfasst maxi­mal 100 Zünf­ter, zudem Zunft­ve­te­ra­nen (nach 25 Jah­ren Mit­glied­schaft als Zünf­ter) sowie Stuben­gesellen (Jung­zünf­ter) und Schank­bur­schen. Ange­hen­de Zünf­ter durch­lau­fen ver­schie­de­ne Stu­fen als Anwär­ter, bevor ihre “Göt­tis” ein Gesuch um Auf­nah­me stel­len kön­nen. Die Zunft wird vom Zunft­mei­ster und sei­ner Vor­ste­her­schaft gelei­tet.

Das Sech­se­läu­ten ist der jähr­li­che Haupt­an­lass der Stadt­zunft. Dane­ben fin­den zahl­rei­che wei­te­re Akti­vi­tä­ten statt, oft zusam­men mit den Part­ne­rin­nen und Fami­li­en unse­rer Zünf­ter, die im zünf­ti­gen Leben eine wich­ti­ge Rol­le spie­len. Wich­ti­ge Grup­pie­run­gen der Stadt­zunft sind ihre Rei­ter­grup­pe, die Stuben­gesellen (Jung­zünf­ter) und ihr Zunfts­piel, das Schüt­zen­spiel der UOG Zürich. Das Zunft­lo­kal der Stadt­zunft befin­det sich im Mar­riott Hotel Zürich am Neu­müh­le­quai 42 in Zürich.

Wie die Stadt­zunft ent­stand

Mit der neu­en Gemein­de­ord­nung von 1866 ver­lo­ren die Gesell­schaft zu Con­staf­fel sowie die 12 histo­ri­schen Hand­werks-Zünf­te der Stadt Zürich ihre letz­ten poli­ti­schen Rech­te. Das all­ge­mei­ne Stimm- und Wahl­recht wur­de ein­ge­führt. Damit war es für Stadt­bür­ger und Nie­der­ge­las­se­ne mit Schwei­zer Bür­ger­recht nicht mehr not­wen­dig, einer Zunft anzu­ge­hö­ren, um wäh­len zu kön­nen. Die soge­nann­ten “poli­ti­schen Zünf­ter”, die ledig­lich wegen des Wahl­rechts eine Bin­dung zu den histo­ri­schen Zünf­ten hat­ten, ver­lo­ren damit ihre Bin­dung zum Zunft­we­sen.

Eini­ge von ihnen waren froh, aus der Mit­glied­schaft bei den histo­ri­schen Zünf­ten ent­las­sen zu wer­den. Ande­re dage­gen wären ger­ne “rich­ti­ge” Zünf­ter gewor­den. Bei etli­chen histo­ri­schen Zünf­ten war dies aber aus den ver­schie­den­sten Grün­den nicht mög­lich. Auch stell­te sich für die histo­ri­schen Zünf­te nach dem Ver­lust ihres hohen Anse­hens die Sinn­fra­ge. Hat­ten die Zünf­te über­haupt noch eine Daseins­be­rech­ti­gung?

Am 26., 28. und 30. März 1867 erschie­nen im Tag­blatt der Stadt Zürich drei Auf­ru­fe zur Grün­dung einer all­ge­mei­nen Stadt­zunft im Gast­hof zum Schwa­nen.

Dies alles gab 1867 den Anstoss zur Grün­dung der Stadt­zunft Zürich als erster Zunft der neue­ren Linie. An der Grün­dungs­ver­samm­lung am 30. März 1867 im dama­li­gen Gast­haus zum Schwa­nen nah­men 34 zukünf­ti­ge Stadt­zünf­ter teil. Ziel der Grün­der war es, Zürichs Tra­di­tio­nen zu bewah­ren und ins­be­son­de­re das Sech­se­läu­ten zu fei­ern und zu erhal­ten.

Die erste Ver­samm­lung fand am 28. März 1867 im Gast­haus zum Schwa­nen an der Schwa­nen­gas­se in Zürich statt.

Zwei Mona­te nach dem Grün­dungs­sech­se­läu­ten der Stadt­zunft tra­fen am 22. Juni 1867 Ver­trau­ens­leu­te etli­cher histo­ri­scher Zünf­te zusam­men und fass­ten den Beschluss, sich unter ihrem bis­he­ri­gen Namen als frei­wil­li­ge Zunft­ver­bän­de für Bür­ger von Zürich der gesel­li­gen Unter­hal­tung und der Fei­er des Sech­se­läu­tens zu ver­schrei­ben, auch wenn die histo­ri­sche Funk­ti­on der Zünf­te weg­ge­fal­len war. Die Stadt­zunft war bei die­sen Gesprä­chen und mit­hin der Ret­tung des Sech­se­läu­tens von Anfang an dabei.

Es wur­de beschlos­sen, dass am Sech­se­läu­ten 1869 jede Zunft ihren eige­nen klei­nen Zug habe, am Abend um sechs Uhr jedoch ein gemein­sa­mes Nacht­es­sen aller Zünf­te in der Ton­hal­le statt­fin­den sol­le. Die­ses histo­ri­sche Tref­fen vom 5. April 1869 war die Geburts­stun­de des Sech­se­läu­ten-Zen­tral­ko­mi­tees, des heu­ti­gen Zen­tral­ko­mi­tees der Zünf­te Zürichs (ZZZ), das jedoch erst ab 1871 offi­zi­ell zu agie­ren begann. 1875 beschlos­sen die histo­ri­schen Zünf­te, die Stadt­zunft offi­zi­ell anzu­er­ken­nen und in den Zen­tral­vor­stand der Zünf­te Zürichs auf­zu­neh­men. Inner­halb von acht Jah­ren hat­te es die Stadt­zunft also geschafft, die vol­le Gleich­be­rech­ti­gung unter den Zünf­ten zu erlan­gen, ja sogar eine akti­ve Rol­le dar­in zu spie­len, dem Sech­se­läu­ten und dem Zunft­we­sen eine neue Daseins­be­rech­ti­gung zu ver­lei­hen. Dies ist umso bemer­kens­wer­ter, als die histo­ri­schen Zünf­te aus der Zeit Rudolf Bruns von 1336 stamm­ten und sich seit die­ser Zeit kaum etwas ver­än­dert hat­te. Bis nach der Stadt­ver­ei­ni­gung von 1893 blieb der Bestand der Zünf­te gleich, danach wur­den die neu gegrün­de­ten Quar­tier­zünf­te in den Zen­tral­vor­stand auf­ge­nom­men – rund 20 Jah­re nach der Stadt­zunft. Die Stadt­zunft wur­de des­halb auch schon als “Nabel­schnur zwi­schen den alten und den neu­en Zünf­ten” bezeich­net.

Die Stadt­zunft resi­dier­te 1947 bis 1972 im Bahn­hof­buf­fet Zürich (Bild vom Sech­se­läu­ten 1966), danach zog sie ins Hotel Zürich, das heu­ti­ge Zurich Mar­riott Hotel.

Heu­te blicken wir Stadt­zünf­ter mit Stolz auf unse­re Zunft­ge­schich­te zurück. Wir neh­men für uns in Anspruch, dass es unse­ren Grün­dern und Vor­gän­gern nicht nur gelun­gen ist, das Sech­se­läu­ten als schö­nes Früh­lings­fest zu erhal­ten, son­dern auch die histo­ri­schen Zünf­te und das Zunft­leben nach dem Ver­lust aller poli­ti­schen Rech­te wie­der­zu­be­le­ben.

Die aus­führ­li­che Zunft­ge­schich­te der Stadt­zunft kann in die­ser Bro­schü­re (pdf) nach­ge­le­sen wer­den, die 2017 als Bei­la­ge zum Buch “Zürich – Auf­bruch einer Stadt” erschien, von der Stadt­zunft Zürich anläss­lich ihres 150-Jahr-Jubi­lä­ums im NZZ Libro Ver­lag publi­ziert. Wei­te­re lesens­wer­te Infor­ma­tio­nen zur Zür­cher Zunft­ge­schich­te fin­den sich auf der Web­site des Zen­tral­ko­mi­tees der Zünf­te Zürichs (ZZZ).