Das heutige Zunftwesen in Zürich umfasst die Gesellschaft zur Constaffel und die 25 Zünfte, die ihre ersten Ursprünge im Jahr 1336 haben. Die Stadtzunft wurde 1867 als erste Zunft der “neueren Linie” gegründet. Zwischen 1887 und 1980 erfolgten dann die Gründungen der sogenannten Quartierzünfte. Die Mitgliedschaft in der Stadtzunft umfasst maximal 100 Zünfter, zudem Zunftveteranen (nach 25 Jahren Mitgliedschaft als Zünfter) sowie Stubengesellen (Jungzünfter) und Schankburschen. Angehende Zünfter durchlaufen verschiedene Stufen als Anwärter, bevor ihre “Göttis” ein Gesuch um Aufnahme stellen können. Die Zunft wird vom Zunftmeister und seiner Vorsteherschaft geleitet.
Das Sechseläuten ist der jährliche Hauptanlass der Stadtzunft. Daneben finden zahlreiche weitere Aktivitäten statt, oft zusammen mit den Partnerinnen und Familien unserer Zünfter, die im zünftigen Leben eine wichtige Rolle spielen. Wichtige Gruppierungen der Stadtzunft sind ihre Reitergruppe, die Stubengesellen (Jungzünfter) und ihr Zunftspiel, das Schützenspiel der UOG Zürich. Das Zunftlokal der Stadtzunft befindet sich im Marriott Hotel Zürich am Neumühlequai 42 in Zürich.
Die Vorsteherschaft
Die Stadtzunft ist, wie alle anderen Zünfte Zürichs, als Verein organisiert. Ihr Vereinsvorstand ist die Vorsteherschaft und wird vom Hauptbott (der Generalversammlung) gewählt. Geführt wird Zunft und Vorsteherschaft der Stadtzunft von ihrem Zunftmeister Peter Furrer. Die Vorsteherschaft 2024/25:
Peter Furrer
Zunftmeister
zunftmeister@stadtzunft.ch
Carl Ziegler
Statthalter
statthalter@stadtzunft.ch
Jürg Schlatter
Delegierter im ZZZ
delegierterzzz@stadtzunft.ch
Andreas Hugi
Erster Zunftschreiber
ersterschreiber@stadtzunft.ch
Dominik Fantoni
Zweiter Zunftschreiber
zweiterschreiber@stadtzunft.ch
Eric Müller
Zeugwart
zeugwart@stadtzunft.ch
Daniel Künzli
Pfleger
pfleger@stadtzunft.ch
Serge Lutz
Stubenmeister
stubenmeister@stadtzunft.ch
Andreas Freudiger
Reiterchef
reiterchef@stadtzunft.ch
Dieter Hanimann
Beisitzer
beisitzer@stadtzunft.ch
Wie die Stadtzunft entstand
Mit der neuen Gemeindeordnung von 1866 verloren die Gesellschaft zu Constaffel sowie die 12 historischen Handwerks-Zünfte der Stadt Zürich ihre letzten politischen Rechte. Das allgemeine Stimm- und Wahlrecht wurde eingeführt. Damit war es für Stadtbürger und Niedergelassene mit Schweizer Bürgerrecht nicht mehr notwendig, einer Zunft anzugehören, um wählen zu können. Die sogenannten “politischen Zünfter”, die lediglich wegen des Wahlrechts eine Bindung zu den historischen Zünften hatten, verloren damit ihre Bindung zum Zunftwesen.
Einige von ihnen waren froh, aus der Mitgliedschaft bei den historischen Zünften entlassen zu werden. Andere dagegen wären gerne “richtige” Zünfter geworden. Bei etlichen historischen Zünften war dies aber aus den verschiedensten Gründen nicht möglich. Auch stellte sich für die historischen Zünfte nach dem Verlust ihres hohen Ansehens die Sinnfrage. Hatten die Zünfte überhaupt noch eine Daseinsberechtigung?
Dies alles gab 1867 den Anstoss zur Gründung der Stadtzunft Zürich als erster Zunft der neueren Linie. An der Gründungsversammlung am 30. März 1867 im damaligen Gasthaus zum Schwanen nahmen 34 zukünftige Stadtzünfter teil. Ziel der Gründer war es, Zürichs Traditionen zu bewahren und insbesondere das Sechseläuten zu feiern und zu erhalten.
Zwei Monate nach dem Gründungssechseläuten der Stadtzunft trafen am 22. Juni 1867 Vertrauensleute etlicher historischer Zünfte zusammen und fassten den Beschluss, sich unter ihrem bisherigen Namen als freiwillige Zunftverbände für Bürger von Zürich der geselligen Unterhaltung und der Feier des Sechseläutens zu verschreiben, auch wenn die historische Funktion der Zünfte weggefallen war. Die Stadtzunft war bei diesen Gesprächen und mithin der Rettung des Sechseläutens von Anfang an dabei.
Es wurde beschlossen, dass am Sechseläuten 1869 jede Zunft ihren eigenen kleinen Zug habe, am Abend um sechs Uhr jedoch ein gemeinsames Nachtessen aller Zünfte in der Tonhalle stattfinden solle. Dieses historische Treffen vom 5. April 1869 war die Geburtsstunde des Sechseläuten-Zentralkomitees, des heutigen Zentralkomitees der Zünfte Zürichs (ZZZ), das jedoch erst ab 1871 offiziell zu agieren begann. 1875 beschlossen die historischen Zünfte, die Stadtzunft offiziell anzuerkennen und in den Zentralvorstand der Zünfte Zürichs aufzunehmen. Innerhalb von acht Jahren hatte es die Stadtzunft also geschafft, die volle Gleichberechtigung unter den Zünften zu erlangen, ja sogar eine aktive Rolle darin zu spielen, dem Sechseläuten und dem Zunftwesen eine neue Daseinsberechtigung zu verleihen. Dies ist umso bemerkenswerter, als die historischen Zünfte aus der Zeit Rudolf Bruns von 1336 stammten und sich seit dieser Zeit kaum etwas verändert hatte. Bis nach der Stadtvereinigung von 1893 blieb der Bestand der Zünfte gleich, danach wurden die neu gegründeten Quartierzünfte in den Zentralvorstand aufgenommen – rund 20 Jahre nach der Stadtzunft. Die Stadtzunft wurde deshalb auch schon als “Nabelschnur zwischen den alten und den neuen Zünften” bezeichnet.
Heute blicken wir Stadtzünfter mit Stolz auf unsere Zunftgeschichte zurück. Wir nehmen für uns in Anspruch, dass es unseren Gründern und Vorgängern nicht nur gelungen ist, das Sechseläuten als schönes Frühlingsfest zu erhalten, sondern auch die historischen Zünfte und das Zunftleben nach dem Verlust aller politischen Rechte wiederzubeleben.
Die ausführliche Zunftgeschichte der Stadtzunft kann in dieser Broschüre (pdf) nachgelesen werden, die 2017 als Beilage zum Buch “Zürich – Aufbruch einer Stadt” erschien, von der Stadtzunft Zürich anlässlich ihres 150-Jahr-Jubiläums im NZZ Libro Verlag publiziert. Weitere lesenswerte Informationen zur Zürcher Zunftgeschichte finden sich auf der Website des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs (ZZZ).